Holländer-Kapital-Flöße

Die schwimmenden Dörfer

auf dem Rhein

Die Flößerei auf dem Rhein ist heute praktisch erloschen. In den aktuell gültigen Regelwerken für die Rheinschifffahrt ist der Begriff "Floß" nicht mehr präsent.


Spätestens seit der römischen Zeit und bis in die 60er Jahre war dieses Gewerbe auf dem Rhein anzutreffen und von großer Bedeutung.
Besonders die Holländer-Kapital-Flöße des 18. Jahrhunderts haben die damaligen Zeitgenossen nicht nur wegen der vergleichsweise gigantischen Größe fasziniert, sondern auch wegen der unglaublichen Organisation und Logistik, mit der dieses Gewerbe in seiner Blütezeit betrieben wurde.
Der Einschlag der gigantischen Holzmengen, insbesondere von Harthölzern für den Mühlen-, Schiffs-, und Fahrzeugbau führten zu großflächigen Entwaldungen in den Einzugsgebieten und bei den notwendigen Aufforstungsmaßnahmen zu Monokulturen, die bis Heute z. B. die Bestockung weiter Teile des Schwarzwaldes prägen.
Heute finden sich Ansichten solcher Flöße als Motiv zeitgenössischer Gemälde und Druckgrafik und dienen hier in der Regel als interessante "Staffage".

Dieses einst so bedeutende Gewerbe hatte auch einen festen Platz in behördlichen Vorschriften, Forst- und Floßordnungen, in denen man heute interessante Informationen dazu finden kann.

Machen Sie einen virtuellen Rundgang auf einer dieser sagenumwobenen Holzinseln auf ihrem Weg von Namedy bei Andernach nach Dordrecht, dem wichtigsten Holz-Handelsplatz in den Niederlanden.

Sie gewinnen dabei interessante Einblicke in das Gewerbe der Flößerei, das sich rein auf Erfahrung sowie Menschen- und Wasserkraft verlassen mußte.

Der "Rundgang" folgt der Reisebeschreibung von Josef Gregor Lang ("Reise auf dem Rhein", zwei Bände,1789/1790), der als Passagier eine Floßfahrt von Namedy bei Andernach bis Düsseldorf als Passagier erleben durfte und diese Reise in geradezu akribischer Art und Weise in seinem zweibändigem Werk dokumentierte.
Den Besitz der beiden Lang'schen Original- Bände verdanke ich dem unvergessenen Freund des Rheinlandes, Albert Hümmerich, den ich ganz zufällig zu Beginn meiner Recherchen für den Bau des Floßmodells für das Siebengebirgsmuseum zufällig dort kennenlernte.

Der Text von J.G. Lang war dann auch eine der wesentlichen Quellen für die Erarbeitung der Grundlagen zum Bau der Modelle, die ich für das Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter im Maßstab 1:200 und das Stadtmuseum Köln (Zeughaus) im Maßstab 1:87 realisiert habe.

Für den virtuellen Rundgang werden Fotos dieser beiden Modelle verwendet.

Josef Gregor Lang: Reise auf dem Rhein

Portrait von Josef Gregor Lang: Mittelrheinmuseum - Koblenz


Kölnisches Stadtmuseum, Maßstab 1: 87

Der Ort Namedy war durch seine Lage am Rhein prädestiniert für den Bau der Flöße:


"Einige Geschichtsforscher wollen den Namen von der Gebetsformel "Im Namen Gottes" oder auch "Au nom de Dieu", welche bei den Steuerleuten gebräuchlich ist, ableiten; andere von gallischen Niederlassungen am Rheine. Das Burghaus der erloschenen Familie der Hausmänner von Namedy war während des Krieges ein Hospital und ist als solches wieder hergestellt. Der Rhein bildet hier einen Hafen, in dem die kleinen Flöße, welche sich aus mehreren Flüssen, die sich in den Rhein münden, aufsammeln, zusammengefügt und nach Holland zum Verkauf gebracht wurden. 

Jetzt werden jedoch auch an weter stromaufwärts gelegenen Orten große Flöße gebildet, auch hat man eingesehen, daß kleinere verhältnismäßig denselben Vorteil gewähren; wir benutzen aber die Gelegenheit, um über die so interessante Floßschiffahrt das merkwürdigste mitzutheilen.


Ein Hauptfloß ist gewöhnlich 7 bis 900 Fuß lang, und ungefähr 70 Fuß breit. Es besteht meist aus Eichen und Tannen, und geht, je nach der Ladung, 6 bis 8 Fuß tief im Wasser. Die Zahl der Arbeiter und Ruderknechte beträgt bisweilen 900 Mann, welche in von Brettern zusammengefügten Hütten wohnen, unter denen sich besonders die Herrenhütte durch größere Eleganz und Bequemlichkeit auszeichnet.

Die Konsumption eines Hauptfloßes von Namedy bis Dordrecht betrug 18 bis 20,000 Pfund frischen und 10 Zentner geräucherten Fleisches, 40 bis 50,000 Pfund Brod, 10 bis 15 Zentner Butter, 12,000 Pfund Käse, 30 bis 40 Malter Hülsenfrüchte, 5 bis 600 Ohm Bier und 6 bis 8 Stückfässer Wein. Es wird immer Schlachtvieh mitgeführt, daher stets einige Metzger auf dem Floße sind. Ein derartiges großes Floß erfordert ein Kapital von 3 bis 400,000 Gulden; weshalb sich gewöhnlich eine Gesellschaft sich zu einer solchen Unternehmung vereinigt, welche, wie man am Rhein sprüchwörtlich zu sagen pflegt, drei Kapitale haben muß, eins auf dem Wasser, eins auf dem Lande und eins in der Tasche."


Siebengebirgsmuseum, Maßstab 1: 200
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